Zwei Dozenten auf IASFM-Konferenz in Indonesien
28. Jan.. 2025
Die 19. Konferenz der International Association for the Study of Forced Migration (IASFM) fand vom 21. bis 23. Januar 2025 unter dem Motto „Forced Displacement in an Urbanizing World“ in Yogyakarta (Indonesien) statt. An der Veranstaltung nahmen 375 Personen teil, die in 68 Sitzungen 238 Vorträge von Wissenschaftlern, politischen Entscheidungsträgern und Praktikern vorstellten, die sich mit der Förderung von Forschung und Interessenvertretung im Bereich der Zwangsmigration befassten.
Zu den Teilnehmern der diesjährigen Konferenz gehörten auch zwei Wissenschaftler des Fachbereichs Christliches Sozialwesen der Theologischen Hochschule Friedensau (ThHF): Prof. Dr. Ulrike Schultz und Dr. Kwaku Arhin-Sam. Die beiden leiteten eine Vortragsreihe mit dem Titel „Aufbau und Wiederaufbau von Vertriebenen, Migranten und Flüchtlingen“, in der sechs wissenschaftliche Beiträge präsentiert wurden.
Einblick in die Vorträge
Prof. Dr. Ulrike Schultz präsentierte ihre Forschung mit dem Titel „Beyond Categories: Mobility in the Sudans after the Comprehensive Peace Agreement (CPA)“. Ihre Arbeit untersucht die Flüchtigkeit von Identitätskategorien wie „Rückkehrer“, „Binnenvertriebene“ und „Flüchtlinge“. Sie betonte, wie verändernde Mobilitätsmuster und neue Formen der Zugehörigkeit über konventionelle Klassifizierungen hinausgehen und die herrschenden Diskurse über Vertreibung in Frage stellen.
Dr. Kwaku Arhin-Sam untersuchte die Dynamik der Rückkehrmigration in seinem Beitrag „Categorizing Return Migrants: Juxtaposing Accepted and Rejected Returnees in Nigeria and Ghana“. Er untersuchte die Auswirkungen der Etikettierung von Rückkehrern und deren Einfluss auf die Identität, die soziale Integration und den Beitrag zur Entwicklung in beiden Ländern. Seine Ergebnisse zeigen, wie solche Etikettierungen einige Rückkehrer entfremden oder ausgrenzen können, was ihre Auseinandersetzung mit der doppelten Identität verschärft und ihre Reintegrationserfahrungen beeinträchtigt.
Beiträge von Friedensau und kooperierenden Wissenschaftlern
An der Podiumsdiskussion nahm auch Dr. Mohamed Bakhit teil, ein Post-Doktorand an der ThHF. Sein Beitrag „The Politics of Protections and Rights: Understanding 'Protection' and 'Agency' among South Sudanese Refugees in Khartoum (Sudan)“ befasste sich mit den komplexen Wechselwirkungen zwischen Flüchtlingsgruppen und internationalen Schutzsystemen. Er argumentierte, dass Flüchtlinge ihre Kategorisierung ständig neu aushandeln, um Zugang zu Rechten und Dienstleistungen zu erhalten, und kritisierte gleichzeitig Akteure wie das UNHCR, Nichtregierungsorganisationen und lokale Vermittler dafür, dass sie ihre Schutzfunktion nicht angemessen erfüllen.
Die ThHF-Absolventin und derzeitige Doktorandin an der Universität Osnabrück, Cleia Kattwinkel, trug mit ihrem Beitrag – in dem sie darlegte, wie sich Menschen auf der Flucht gegen zugewiesene Etiketten wehren – ebenfalls zur Diskussion bei. Ihre Forschung zeigt, wie Menschen durch auferlegte Kategorisierungen navigieren, verhandeln und, wenn möglich, diese ausnutzen, um sie ihren Interessen unterzuordnen, die oft von geopolitischen Agenden abweichen.
An der Podiumsdiskussion nahmen auch Forscher der Universitas Tanjungpura (UNTAN, Indonesien) teil, die mit der Theologischen Hochschule Friedensau eine Kooperation eingegangen sind. Als Vertreter der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften (FISIP) der UNTAN präsentierte das Team „The Local People's Responses towards Migrants, Categorization, Integration, and Conflict in West Kalimantan“. Ihr Beitrag beleuchtete, wie lokale Kategorisierungen Integrationsprozesse und Konflikte zwischen Migranten und der einheimischen Bevölkerung in der Region West-Kalimantan beeinflussen.
Den Diskurs über erzwungene Migration vorantreiben
Die IASFM-Konferenz 2025 diente als dynamische Plattform für den interdisziplinären Dialog und bot innovative Einblicke in die Herausforderungen, mit denen vertriebene Bevölkerungsgruppen konfrontiert sind. Die Teilnehmer reflektierten über die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen und Regionen, um die Komplexität der erzwungenen Migration besser zu verstehen und anzugehen (Text: Dr. Kwaku Arhin-Sam).