Rückblick auf die Ringvorlesung „Flourishing“. Der Beitrag von Prof. Miroslav Volf
13. Jan.. 2025 / Events / Wissenschaft & Forschung
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Jubiläum der Theologischen Hochschule Friedensau wurde eine Vortragsreihe zum Thema „Flourishing“ in Zusammenarbeit der Fachbereiche Christliches Sozialwesen und Theologie, unter Federführung von Dr. Regina Lorek, organisiert. Das Thema fand großen Anklang, da es nicht nur die Herausforderungen und Bestrebungen der modernen Gesellschaft widerspiegelt, sondern auch als symbolische Reflexion der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Universität dient. Nach vier Vorträgen, die jeweils in der gut besuchten Aula des Wilhelm-Michael-Hauses stattfanden, wurde die Reihe mit einem Beitrag des bekannten Professors für Theologie an der Yale University, Prof. Dr. Miroslav Volf, beendet. Der Vortrag, moderiert von Prof. Stefan Höschele, Ph.D., drehte sich um die Frage: Kann die Theologie zu einer Vision eines guten Lebens beitragen, und wenn ja, wie?
Prof. Volf war nicht von ungefähr in den Kreis der Referenten für die Ringvorlesung aufgenommen worden. „Flourishing“ ist für Prof. Volf ein zentrales Thema in seiner theologischen Arbeit ist. Sein Interesse am Konzept des „Flourishing“, oder wie er es nennt, das „Leben, das es wert ist, gelebt zu werden“, hat ihn bereits zu Beginn seiner Laufbahn begleitet.
Nach seiner Berufung zum Professor und unter dem Einfluss seines Kollegen Anthony T. Kronman kehrte er zu dieser Forschung zurück. Volf betonte, dass „Flourishing“ einen zentralen Platz in der Theologie einnehmen sollte, auch wenn einige Wissenschaftler seine Ansicht kritisieren, dass das „Leben, das es wert ist, gelebt zu werden“ eine Hauptsorge der westlichen Gesellschaft darstelle. Er argumentierte, dass alle großen Religionen und philosophischen Traditionen diese Frage behandeln, was die Universalität und Bedeutung des Konzepts bestätigt.
Den Begriff „Flourishing“ sieht Prof. Volf durchaus facettenreich. Er nimmt damit eine Perspektive ein, die mit dem interdisziplinären Ansatz der Ringvorlesung übereinstimmte. Er sieht, dass die Frage nach einem Leben, das es wert ist, gelebt zu werden, drei wesentliche Dimensionen berücksichtigen muss: die Umstände, die Handlungskompetenz und die Emotionen. Während verschiedene Traditionen unterschiedliche Dimensionen stärker betonen mögen, argumentierte Volf, dass wahres „Flourishing“ eine ganzheitliche Erfahrung sei. Ein florierendes Leben, so erklärte er, ist eines, das gut gelebt wird (durch den Einsatz eines guten Charakters und richtiger Handlungen), gut verläuft (gekennzeichnet durch wünschenswerte Umstände) und sich gut anfühlt (durch positive emotionale Erfahrungen).
Wenn nun „Flourishing“ so wichtig und facettenreich ist, wie kann der Einzelne es strategisch erreichen? Prof. Volf schlug vor, dass „Flourishing“ im Kontext der christlichen Berufung verstanden werden solle oder, um die Sprache des Evangeliums zu verwenden, als etwas so Wertvolles, dass man bereit wäre, alles zu verkaufen, um es zu erlangen. Er betonte auch die Wichtigkeit, zu klären, wessen „Flourishing“ gemeint ist – unser eigenes oder das unserer Mitmenschen. Für Christen, so betonte er, sollte das Ziel über das persönliche „Flourishing“ hinausgehen und das „Flourishing“ anderer sowie die gesamte Schöpfung umfassen. Der christliche Glaube, als universaler Glaube, ruft zu einer Vision des „Flourishing“ auf, die die gesamte Menschheit und die natürliche Welt einschließt.
Auf die Frage, welchen Rat Prof. Volf Friedensau und anderen adventistischen Universitäten in Europa im Lichte seiner Lehren über „Flourishing“ geben würde, antwortete der Referent eher bescheiden: Er gab keine Ratschläge, sondern hob statt dessen hervor, wie verschiedene adventistische Praktiken, insbesondere die Beachtung des Sabbats, wesentlich zur Vision eines florierenden Lebens beitragen können. Diese abschließende Reflexion ließ das Publikum darüber nachdenken, wie sie selbst, sowohl als Einzelpersonen als auch als Mitglieder der Hochschulgemeinschaft, „Flourishing“ in ihrem eigenen Leben und in der Welt um sie herum fördern können.
Die Vortragsreihe endete mit einem Aufruf zur Selbstreflexion und Inspiration, uns an das „Flourishing“ zu erinnern, das wir in unserer Vergangenheit sehen, danach im Jetzt zu streben und es für die Zukunft zu erträumen.
Goran Živković, Ph.D., Dozent für Altes Testament

Bildrechte: ThHF

Bildrechte: ThHF

Bildrechte: ThHF

Bildrechte: ThHF