Großes Kino in Friedensau

21. Nov. 2024 / Campusleben / Events

Im August 2024 konnten aufmerksame Beobachter in Friedensau Filmteams entdecken, die als Crew unterwegs waren, Gerätschaften mit großen Mikrofonen und anderem Equipment herumschleppten, in Gruppen Aufstellung nahmen, um mit in historischen Kostümen gekleideten Schauspielern und Statisten Szenen zu drehen, die markante historische Ereignisse aus der Friedensauer Geschichte darstellten. Die Rede ist von dem im Entstehen begriffenen Film über Friedensau „Echo des Glaubens.“

Es existieren verschiedene Filme über Friedensau. Das älteste erhaltene Dokument ist ein Werbefilm von 1935, den Friedemann Mahlhus, der frühere Leiter der Friedensauer Bildstelle, schon vor Jahrzehnten gesichert hatte, und der – nachträglich mit erklärenden Worten von Gottfried Donat versehen – einen Eindruck von Friedensau vor etwa 90 Jahren vermittelt.

Auch in den letzten Jahren und Jahrzehnten waren immer mal wieder Drehteams des MDR vor Ort, um in kurzen oder längeren Sequenzen über Ereignisse an der Hochschule oder auf dem Campus zu berichten. Nun entsteht ein „Doku-Drama“, das Geschichte und Geschichten des Ortes Friedensau zum Inhalt hat. Grundlage dieses Films „Echo des Glaubens“ ist das Buch von Wolfgang Hartlapp „Wanderer, kommst du nach Friedensau ...“ aus dem Jahr 2009. Dozent und Kirchenhistoriker Dr. Johannes Hartlapp schrieb jetzt das Drehbuch. Der Film wurde realisiert von Friedensau-Media unter der Leitung von Matheus Volanin und Matthias Reischel; Letzterer ist Regisseur verschiedener ARD-Serien.

Die Mehrzahl von euch, liebe Leserinnen und Leser, kennen Friedensau. Viele gehörten zeitweise zur Schülerschaft oder zu den Studierenden. Blick und Perspektive auf den Ort speisen sich meist aus dem eigenen Erleben. So auch beim Filmdreh. Theologiestudent Wieland Gelke hatte die Gelegenheit, am Film „Echo des Glaubens“ als Akteur mitzuwirken. Das hat ihn, wie auch andere Friedensauer Laienschauspieler, sehr beeindruckt. Er beschreibt seine Eindrücke am Set: „Es ist angespannte Stille. Alle stehen starr und warten auf das Zeichen: ‚Und bitte!‘ Und dann geht es sofort los. Ich stehe zwei finsteren Gestalten gegenüber, die von ihrer Kleidung und ihrem Auftreten her maßgeschneiderte Nationalsozialisten sind. Alles an ihnen schüchtert mich ein und gibt mir ein Gefühl des Unbehagens. ... Ich fühle den Schmerz und die Ohnmacht, werde innerlich immer kleiner und versuche dennoch meine freundliche, aber leicht distanzierte und schüchterne Art zu behalten. Dann kommt ganz plötzlich der Ruf: ‚Danke, und aus!‘, und alle stehen wie verwandelt da. Die finsteren Mienen verziehen sich und aus den gerade eben noch so fiesen Nazis werden ganz freundliche und sympathische Menschen ...

Für mich als Laie ist es eine völlig neue und überwältigende Erfahrung: Die Kostüme, das Make-up, die Requisiten und das Set sind mit liebevollen Details ausgestaltet. Zusammen mit der wunderbaren Leistung der Schauspieler fällt es einem sehr leicht, in seine Rolle und die damalige Zeit einzutauchen. Als Geschäftsführer des Seminars Friedensau stehe ich [als Otto Vogel] einer politischen Übermacht gegenüber, die mich einschüchtern und sich unserer Gebäude bemächtigen will. Es ist alles nur gespielt, aber die Emotionen sind trotzdem real. Ich empfinde das Unbehagen, die Hilflosigkeit und den Schmerz, den die Vertreter der Hochschule in dieser Situation damals gefühlt haben müssen. Ich bin tief ergriffen davon, zu wissen, dass sie damals stark geblieben sind, sich auf Gott verließen und unser Friedensau vor weitaus Schlimmerem bewahrt haben.“

Auch Karola Vierus, die seit mehr als 45 Jahren in Friedensau lebt, hier studierte und arbeitet, hat eine eigene Szene. Sie stellt – wie könnte es anders sein – eine Orgelspielerin dar. Die Dreharbeiten in der Kapelle Friedensau erlebte sie folgendermaßen: „Ich fand, dass alles sehr professionell und gut organisiert ablief. ... nur mit der zu hellen Leuchtstoffröhre über dem Notenpult der Orgel haben sie gekämpft: Sie wurde erst mit hellem, schließlich mit dunklem Papier abgeklebt, sodass das Notenlesen etwas anstrengend war. Sehr lustig fand ich das Trüppchen, das die Gottesdienstbesucher auf der Empore darstellte: In der speziellen DDR-Mode der Achtziger, in beige und mausgrau ... saßen sie konzentriert da. Das hat mich sehr erheitert.“

Weitere Drehorte waren eine alte Lateinschule in Gernrode (Harz), der Traditionsverein Kleinbahn in Magdeburgerforth – weil die Bahnstation Pabsdorf-Friedensau ja heute nicht mehr existiert –, und die Neue Schule, in einem als Büro umgestalteten Klassenzimmer. Außerdem wurden Interviews mit Dieter Leutert (in Potsdam), Wolfgang Kabus (in Augsburg) und Bernhard Oestreich (in Friedensau) aufgenommen, die in das Doku-Drama eingespielt werden.

Derzeit sind die erforderlichen Nacharbeiten im Gang, der Filmschnitt, die Optimierung der Tonspuren und so weiter. Der Dank geht an alle, die sich für diesen Film engagiert, ja, vielleicht sogar mitgespielt oder für die Finanzierung dieses Films gespendet haben. Im Frühling 2025 soll die Filmpremiere stattfinden. Es wird für uns alle spannend, zu sehen, was aus diesem Projekt geworden ist. Ich freue mich sehr darauf!

Hier geht es zum Kartenvorverkauf für die Film-Premiere am 6. April 2025, 17 Uhr, im Burg-Theater, Magdeburger Straße 4, 39288 Burg.

Andrea Cramer

Bild der THH Friedensau
Die Regisseure Matheus Volanin, Matthias Reischel und die Maskenbildnerin
Bildrechte: Theologische Hochschule Friedensau
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Das Filmteam mit Schauspielern und Komparsen in Magdeburgerforth
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Bild der THH Friedensau
Friedensau in den ersten Tagen: Bibellesen auch beim Stallausmisten
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Angehender Theologie spielt im Friedensau-Film mit
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Nach der Szene mit dem Sowjetsoldaten in Friedensauer Wald
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Unterrichtsszene in einem historischen Schulzimmer in Gernrode
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Dokudrama über Friedensau | Einblicke in die Dreharbeiten
Karola Vierus als Organistin an der Friedensauer Orgel
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Besuch in Friedensau in der Zeit des Nationalsozialismus
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Bild der THH Friedensau
Die drei spielen Friedensauer Kinder in den 1950er Jahren
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