Er macht alles neu
07. Jan. 2019 / Lernen & Studieren
Am Ende eines jeden Jahres beginne ich, über das Vergangene nachzudenken. Viele Festlichkeiten „erinnern“ und an Dinge: Erntedankfest zum Beispiel für die (hoffentlich) fruchtbare Erntezeit, aber auch an andere Momente, für die wir Gott danken können. Ein paar Monate später dann begann die „besinnliche“ Adventszeit. Eine Zeit, in der wir uns „erinnern“, dass Gott uns seinen Sohn auf die Erde sandte. Vielleicht auch eine Zeit, in der man dem einen oder anderen Familienmitglied oder Freund erklären darf, dass Adventisten nicht nur zur Adventszeit aktiv sind …
Weihnachten, das Fest der Liebe und der Familie. Oder doch das Fest der Geschenke und des Kommerzes? Eine Frage, die mir wichtig war dieses Jahr.
19. Dezember 2018 – 8:30 Uhr
Ausschlafen. Naja. Mehr oder weniger. Eine ganze, wirksame Stunde mehr Schlaf am Morgen. Griechisch. Es ist so schon schwer, sich um solche Uhrzeiten am Morgen zu konzentrieren und dann auch noch auf Aktiv, Passiv, Partizip, dritte Person Singular, Medium usw. Die zweite Stunde nach der Pause lesen wir gemeinsam die Weihnachtsgeschichte in Lukas 2 und essen nebenbei Lebkuchen, Spekulatius und Äpfel. Ein schöner Abschluss. Ich gehe in mein Zimmer und beginne für zu Hause zu packen. Die Geschenke müssen mit, Griechisch (das nicht nur mental schwer, sondern auch physisch sehr schwer ist), Klamotten. Irgendwie komisch, mein neues Zuhause für länger als drei Tage zu verlassen. Aber auch irgendwie komisch, länger als drei Tage in meinem alten Zuhause zu sein.
Um halb fünf fährt ein kleines hellgrünes Auto vom Campus, vollgepackt mir Vorfreude, Geschenken und Anziehsachen (was will man auch sonst mitnehmen, wenn zwei Mädels den nach Hause antreten …?). Um halb acht fährt das vollgepackte kleine hellgrüne Auto etwas leichter einen anderen Weg, und ich stehe vor der Tür. Ich schleppe mich und meinen Krempel die 75 Stufen zu unserer Wohnung hinauf und staune, dass ich so aus der Übung bin.
Umarmungen und Fragen über die kommenden Tage werden ausgetauscht. Als ich mein Zimmer betrete, muss ich ein wenig lachen. Es hat sich nicht zu viel verändert, außer, dass es jetzt halb Abstellraum und halb Wohnraum ist. Eine Leiter ziert neuerdings meine Wand (originell, aber ein wenig zu rustikal für meinen Geschmack) und eine Horde Blumentöpfe mit halb verdorrten Pflanzen steht auf Zeitungspapier mitten im Raum. „Danke, Mama, ich wollte schon immer mal in einem Gewächshaus wohnen!“ Wir lachen.
Ich freue mich auf die bevorstehende Zeit mit meiner Familie.
20. Dezember 2018 – 10:30 Uhr
Ok. Das war nicht geplant. Ich dachte, meine innere Uhr hat sich mittlerweile an das frühe Aufstehen gewöhnt, aber offenbar nicht. Ich blinzle dem Licht entgegen und quäle mich nach einer weiteren halben Stunde endlich aus dem Bett. Ich bin allein, da der Rest der Bagage noch arbeiten und in die Schule muss … äh – darf. Perfekt, um Griechisch in Angriff zu nehmen, denke ich, doch mein Hunger macht mir einen Strich durch die Rechnung. Nach einer weiteren Stunde also schlage ich meinen (mindestens) 3 kg schweren Hefter auf und fange an, die Hausaufgaben-Sätze zu übersetzen. Nach drei geschlagenen Stunden (wobei ich ehrlich gesagt, nicht mehr weiß, ob ich „aktiv“ den Hefter geschlagen habe oder ob ich „passiv“ von Griechisch geschlagen wurde), höre ich den Schlüssel in der Haustür. Nach einem Plausch mit Mama mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Einige Besorgungen stehen auf meiner Liste, die dringend abgearbeitet werden muss.
21. Dezember 2018 – 9:30 Uhr
Wir haben uns zum Frühstücken verabredet, um dann weitere sehr erwachsene Dinge zu tun, wie „Freunde in ihrer gemeinsamen Wohnung besuchen“ und „Ins Theater gehen“.
Nach dem Frühstück düsen wir mit Weihnachtshits auf voller Lautstärke nach Leipzig, da wir (Nina – eine Freundin – und ich) von Freunden zum Mittagessen eingeladen wurden. Sehr erwachsen.
Als wir ankommen, suchen wir die angegebene Hausnummer und sehen ein Klingelschild mit beiden Nachnamen. Als wir in die Wohnung treten, bekommen wir den Mund gar nicht mehr zu. Wunderschön eingerichtet, sehr wohnlich und einfach gemütlich mit alten Möbeln und selbstgemalten Bildern an der Wand. Nach dem deliziösen Mittagsmahl wird sich gesittet bei klassischer Musik über das Leben unterhalten. Sehr erwachsen.
Wir schlendern zusammen über den riesigen Weihnachtsmarkt in der Leipziger Innenstadt und verabschieden uns, um ins Schauspielhaus zu gehen.
Es ist irgendwie zu leer meiner Meinung nach und Nina fragt an der Theaterkasse, ob wir zu spät sind. „Wo wollen Sie denn hin?“ – „Faust“ – „Da sind Sie eine Stunde zu früh. Können Sie keine Uhrzeiten lesen?“, fragt die Frau sichtlich genervt.
Sehr unerwachsen.
Wir suchen ein Lokal in der Nähe und essen zu Abend. Während wir auf das Essen warten, spielen wir Stadt, Land Fluss. Sehr erwachsen.
Ich gewinne mit 5 Punkten Vorsprung, weil mein Beruf mit H („Hundesalonbesitzerin“) sogar die Kellnerin begeistert hat und ich anstatt 5 Punkte (Begründung: Es ist kein Beruf) 10 Punkte bekommen habe. Die Stunde vergeht und wir gehen gestärkt und mit mehr Wissen in das Stück „Faust“. Ohne Pause singen, sprechen und verlautbaren sich die Schauspieler auf der Bühne. Am Ende weiß ich nicht ganz genau, wo es angefangen und wo es aufgehört hat, aber immerhin habe ich herausbekommen, wer Faust und wer Gretchen ist. Der Rest ist Subtext. Wir fahren gemeinsam und mit Weihnachtshits wieder nach Hause und ich falle müde und ein bisschen erwachsener in mein Bett.
Die Weihnachtszeit vergeht wie im Flug. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel und Märchen laufen nonstop. Nebenbei Schokolade, Kekse, Nüsse, Rotkraut, Klöße, Ente, Apfelstrudel. Am 27.12. habe ich Klassentreffen, und wir reden über Themen wie Studium, Zukunft und Urlaube. Am 28. 12. 2018 fahren meine Eltern und mein kleiner Bruder gemeinsam nach Warschau. Ich wache auf und werde tatsächlich produktiv: 3 Stunden Griechisch. Die kommenden Tage verbringe ich meistens zu Hause und räume auf, packe wieder zusammen und mache Griechisch.
31. Dezember 2018
Das Jahr geht zu Ende. New Year – New Me? In einem Lobpreislied der Band „Könige und Priester“ ist das der Text des Refrains: „Denn du machst alles neu. Schönheit fällt wie der Regen. In dir blüht alles auf. Du bist pulsierendes Leben“ (https://www.youtube.com/watch?v=uzRxEIrLUbA ).
Es stimmt. Nach Silvester kommt (hoffentlich) bald darauf der Frühling. Meine Lieblingsjahreszeit. Die Frühblüher schauen aus der Erde, die Bäume bekommen grüne Knospen, die Vögel zwitschern und alles ist neu. Auch mit jedem neuen Jahr wird etwas neu in mir. Ich ändere mich nicht vollkommen, aber immer ein bisschen. Dieses Jahr schaue ich auf 1year4jesus zurück, auf die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe, auf meine persönliche Entwicklung, die ich durchlaufen habe. Ich habe neue Ziele und neue Wege, die mich dorthin bringen. Ich habe neue Perspektiven und Meinungen zu verschiedenen Themen.
Gott macht mich neu, schenkt mir neue Erkenntnisse und all das, was ich gerade aufgelistet habe. Er schenkt mir ein neues Leben, eine neue Chance und sogar ein neues Herz: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben […]“ – Hesekiel 36,26 (Luther).
Ich wünsche allen ein gesegnetes neues Jahr, auf dass es voller schöner und neuer Momente sein möge und Gott euch neue Herzen, neue Chancen und ein neues Leben gebe!
Eure Itje