Die Verlobung
20. Nov.. 2018 / Lernen & Studieren
Das hier wird ein Blog. Die Betonung liegt dabei auf der futurischen Form… (Wer jetzt nicht weiß, was eine futurische Form ist, sollte mal mit mir in den Griechisch-Unterricht. Da lernt man nämlich nicht nur wichtige Bibel-Vokabeln, sondern auch ganz praktisch Deutsch nochmal mit. Aber dazu später mehr.)
Dieser Blog wird euch meine Sicht auf die Dinge zeigen. Auf verschiedene Veranstaltungen, wie es ist, mit einem Studiengang verheiratet zu sein und vieles mehr. Seid gespannt, lasst Vorschläge und Ideen da, worüber ich noch bloggen könnte!
Ein paar weitere Infos zu mir, bevor ihr euch voll und ganz auf den Blog stürzt (ihr wollt doch wissen, mit wem ihr es hier zu tun habt) 😉
Ich bin Itje, 20 Jahre jung und studiere seit Oktober 2018 Theologie, hier an der Hochschule. Ich liebe die Musik, singe sehr gerne und bin echt neugierig. Manche meiner Freunde würden mich als hippelig und unruhig bezeichnen, aber ich nenne das „voller Tatendrang und Lebensenergie“. Wenn ich mich mit vier Worten beschreiben müsste, sähe das wie folgt aus: Kunterbunt und etwas rund, mein Lieblingsdino ist der T-Rex und wenn ich eine Superkraft haben könnte, würde ich gerne essen können, ohne dick zu werden.
Ich komme ursprünglich aus Gera (Ost-Thüringen) und bin für mein Studium umgezogen. So richtig echt umgezogen. Mit Transporter. Und was das jetzt mit Verloben gemeinsam hat, erkläre ich euch:
Es ist Mittwochabend in Gera. Die letzten Sonnenstrahlen verabschieden sich in den Nachthimmel und meine Freunde und ich sitzen ein letztes Mal gemeinsam im örtlichen Stadtpark. Wir hören die Grillen zirpen und schwelgen in Erinnerungen. Morgen werden wir alle woanders sein. Seit ein paar Monaten gibt es kein anderes Gesprächsthema mehr, außer wer studiert was wo. Viele meiner Klassenkameraden sind in Leipzig und studieren Musik, Architektur oder Soziale Arbeit. Andere gehen für einen Freiwilligeneinsatz nach Österreich, wieder andere machen eine Ausbildung. Jedes Mal, wenn ich gefragt werde, was ich denn studieren möchte, gibt es zwei Reaktionen auf meine Antwort. Entweder ein etwas abwertendes: „Aha. So mit Bibel und Gott und so?“, gefolgt von einer blitzartigen Erkenntnis: „Ach, du willst Priesterin werden?“ Oder ein „Ich hab's schon immer gewusst!“. Auf beide Reaktionen musste ich meistens lachen. Ja, tatsächlich befasst sich ein Großteil der Theologie mit Gott und sogar der Bibel, und ja, ich will so etwas ähnliches, wie Priesterin werden. „Und wo willst du das studieren?“ – „In Friedensau ... das ist bei Magdeburg“. Ja. Auch darauf bekam ich meistens ein nettes Lächeln und Nicken, denn die meisten wissen weder was mit Friedensau noch mit Magdeburg anzufangen.
Der nächste Morgen bricht an, und mein Papa und ich machen uns bereit für die Abfahrt. Knappe 2 ½ h Autofahrt liegen vor uns. Gestern haben wir zusammen meine (gefühlt) 50 Umzugskisten, mein Fahrrad, meine Lampe, ein Paar Möbel, einen Teppich und das kleine hölzerne Schuhregal Tetris-artig in den Transporter gebaut.
Es hat alles irgendwie gepasst. In den Transporter – aber auch die Umstände, dass ich jetzt Theologie studiere. Mein Papa hat sich sogar extra diesen Tag für meinen Umzug frei genommen. Jedes Mal, wenn wir angefangen haben, darüber zu reden, hatte er ein paar Tränen in den Augen. Er gibt mich meinem nächsten Lebensabschnitt in die Hände. Das Schlimme daran: Mein Verlobter hat nicht erst meinen Vater gefragt, nein! Ganz im Gegenteil. Er hat mich zuerst gefragt. Es war ein schöner Antrag: An einem Sommerabend betete ich zu Gott, er möge mir doch jetzt endlich mal sagen, was ich denn studieren soll. Als Antwort bekam ich einen Bibeltext, der auch an einem der Gebäude in Friedensau steht: Mache dich auf und werde Licht (Jesaja 60,1). Das war der Antrag meines Studiums, meines Verlobten, an mich. Wir haben uns schon etwas früher kennengelernt, bei 1year4jesus (ein ziemlich cooles FSJ). Es war Liebe auf den ersten Blick. Die Vorlesungen, die wir als Gastzuhörer besuchten, begeisterten mich maßlos, und ich verliebte mich Hals über Kopf in das Theologiestudium.
Als ich nun in diesem vollgepackten Transporter saß und sprichwörtlich zum Altar schritt, hatte ich meinen Papa noch an der Hand. Er hat mir geholfen. Er hat extra für mich frei genommen. Ich hatte mich also entschieden. „Ja, ich will … Theologie studieren“. Wenn man sich verlobt, geht man eine Verpflichtung ein. Ich bin ebenfalls eine Verpflichtung eingegangen. Ich habe sogar meine Unterschrift unter unseren „Ehe-“alias Studienvertrag gesetzt.
Die Hochzeit rückt näher - der Einschreibetag am 8. Oktober 2018. Die Woche davor hatte ich die Gelegenheit, meinen frischgebackenen Verlobten von all seinen Seiten kennenzulernen. Auch von seinen anstrengenden Seiten.
Dass ich mich schon vor dem Studium für tote Sprachen interessiere, schockiert selbst meine Mama. Doch als der Griechisch-Kurs begann, war ich immer noch der Überzeugung, nichts könne mich von der Liebe zu meinem Verlobten abbringen. Ich hatte mich geirrt.
Nach dem Einzug in mein komfortables Doppelzimmer hatte ich die ersten drei Tage recht wenig zu tun. Neue Menschen kennenlernen, Zimmer einrichten, hier und da mal ein bisschen Musik machen. Und dann ging es los. 7:50 Uhr beginnt der Griechisch-Kurs mit einer Andacht. 7:50 Uhr … so früh bin ich seit der 11. Klasse nicht mehr aufgestanden. Aufstehen, Tee machen, Sachen zusammenpacken … Moment mal. Was brauche ich überhaupt für ein Studium? Hefter? Laptop? Füller oder Kuli? Warum hat mir keiner eine Anleitung gegeben?! So hab ich mir meine Verlobung nicht vorgestellt. Da fragt er mich, ob ich ihn heiraten will, mein ganzes Leben mit ihm verbringen will, und ich weiß nicht mal, womit ich zu einer Vorlesung gehe … Das kann ja heiter werden.
Nach der ersten Woche Griechisch hatte ich das Gefühl, schon seit mindestens drei Monaten hier zu sein und Griechisch zu lernen. Wie schnell man seinen Verlobten doch kennenlernt. Aber manch einer bekommt vor der Hochzeit schon mal kalte Füße …