Die Friedensauer Post

15. Jul. 2024 / Campusleben

Die Friedensauer Post

Früher, vielleicht mehr als heute, besaß die Post eine besondere, eine elementare Bedeutung für die Menschen. Zeitungen, Briefe, Post- und vor allem Ansichtskarten vermittelten Informationen in einer Zeit, als es noch keine Handys und keine digitalen Medien gab, ohne die wir unser Leben heute nicht mehr denken können. So waren die Briefträger – bis 1945 wohl ausschließlich Männer – meist sehr ersehnte und willkommene Überbringer von Post und Zeitungen, von Geldanweisungen oder von Telegrammen und natürlich auch von Paketen und Päckchen.

Zunächst war die Poststelle Stegelitz, dann Grabow zuständig

Seit 1896 wurde die Post für die Klappermühle von Stegelitz aus zugestellt und mit dem Fahrrad nach Friedensau befördert. Nicht selten musste der Briefträger zweimal auf sandigen Wegen radeln oder seinen Drahtesel schieben, um alle Pakete befördern zu können. Das änderte sich erst 1936. In dem Jahr wurde die Poststelle Grabow, die sich in der Gaststätte Karpenkiel befand, für die Friedensauer Post zuständig. Der Briefträger Otto Meseberg kam oft mehrmals am Tag, um die Post zu bringen. Die von Friedensau abgehende Nachmittagspost brachten Friedensauer zur Poststelle nach Grabow.

Friedensauer Poststelle ab 1955 mit eigenem Stempel

Die große Stunde schlug am 20. Oktober 1955 – man könnte von einer Zeitenwende sprechen: Die Eröffnung einer Friedensauer Poststelle mit eigenem Poststempel im Wilhelm-Krumm-Haus, dem damaligen Kontorgebäude, in dem der Deutsche Verein für Gesundheitspflege (DVG) sein Büro unterhielt. Von nun an kam an jedem Tag ein Postauto, das die Post anlieferte oder mitnahm. Der rege Publikumsverkehr machte es notwendig, dass das Postbüro vom Verwaltungsbüro unabhängig wurde. Der neue Standort war nun im gleichen Gebäude nur auf der anderen Seite des Eingangs. Schon bald genügten die wenigen Öffnungszeiten dem Umfang der Arbeit, einschließlich des Verteilens der Post in die einzelnen Häuser, nicht mehr. Ab dem 1. Januar 1967 genehmigt die Deutsche Post Friedensau eine Vollzeitstelle. Die allseits beliebte und von vielen sehnlichst erwartete Poststellenverwalterin war Elisabeth Günther, die bis zu ihrem Rentenbeginn Ende Februar 1983 diesen Dienst versah.

Umzug der Poststelle in das Mensa-Gebäude

Ihre Nachfolgerin Maria Donat erlebte den Umzug der Poststelle 1992 in das fertiggestellte Mensa-Gebäude. Allerdings fiel sie schon kurze Zeit später unter die Vorruhestandsregelung im Rahmen des allgemeinen Stellenabbaus bei der Post. Von nun an gab es wie vor 1967 nur einzelne Schalterstunden. Ab 1995 erfolgte die Post- und Briefzustellung direkt mit einem Postauto. Ein Jahr später schloss die Post die Friedensauer Poststelle.

 Die Postfiliale zieht wieder um

Zeitgleich übernahm Volker Taraba in seiner Verkaufsstelle im Mühlengebäude die Postdienste. Nachdem 2004 das Ladencafé im umgebauten ehemaligen Feuerwehrgebäude eröffnet worden war – Betreiberin bis Sommer 2023 war Veronika Feyer –, konnten auch hier alle Leistungen der Post in Anspruch genommen werden.

Doch 20 Jahre später stand der nächste Wechsel an: Sandra und Marcus Krugel vom Ladencafé gaben die Postlizenz ab. Seit Mai 2024 gibt es eine kleine Postfiliale, in der auch Friedensauer Souvenirs verkauft werden, in einem Raum der Bibliothek (dem einstigen Lesecafé). Neuer „Postler“ ist Franz Stuhrmann, ein Neu-Friedensauer, der von Montag bis Freitag stundenweise am Nachmittag das Postgeschäft bedient und die Posttradition in Friedensau erhält.

Text (Copyright): Dr. Johannes Hartlapp

Bild der THH Friedensau
Die Friedensauer Poststelle wird beliefert
Bildrechte: Theologische Hochschule Friedensau | Archiv Dr. Johannes Hartlapp
Bild der THH Friedensau
Briefträger Otto Meseberg
Bildrechte: Theologische Hochschule Friedensau | Archiv Dr. Johannes Hartlapp